Ablauf der Fasnet
Nach der Fasnet ist vor der Fasnet
Wer glaubt, die Vorbereitungen auf die Fasnet beginnen erst am 6. Januar, der irrt. Kaum ist die Fasnet vorbei und die Ostereier sind gefunden treffen sich die Mitglieder der Unterhaltungskommission und beraten über die Ballinhalte für die nächste Fasnetsaison.
Die Katzenjugend (der Katzensome) trifft sich unterm Jahr, die Ballette und Tanzgruppen halten sich körperlich fit, die Zeitungskommission sammelt eifrig Anekdoten und schließt ihre Aktivitäten weit vor den hohen Tagen (zuweilen schon vor Weihnachten) ab. Der große Rat trifft sich zu zahlreichen Arbeitssitzungen.
Regelmäßig wird das Stüble „Zur hoorige Katz“ bewirtet, Sommerfest, Oktoberfest und zahlreiche andere Veranstaltungen halten die aktiven Katzenmusiker auf Trab. Auch die Musikanten der Katzenmusik-Musik halten sich durch Proben und Auftritte ganzjährig spiel- und fasnetfähig.
Und auch in der Wagenhalle im Unteren Dammweg ist einiges los. Hier wird an Wägen gearbeitet und kunstvolle Bühnenbilder erschaffen.
Die Vorsaison
Regelmäßig findet die Jahreshauptversammlung nach dem 06. Januar statt. Verschiebungen kann es geben, wenn die Fasnet so früh liegt, dass zwischen Dreikönig und dem Katzenmusikball eine Jahreshauptversammlung keinen Platz mehr findet.
Drei Wochen vor dem Fasnetsamschtig eröffnet die Katzenmusik die Ballsaison. An zwei Abenden wird dem Publikum, überwiegend den Vereinsmitgliedern, in der Neuen Tonhalle ein buntes Programm geboten. Sketche, Tanzeinlagen und musikalische Darbietungen, unterstützt von modernster Bühnen- Beleuchtungs- und Beschallungstechnik bilden den ersten Höhepunkt im Fasnetjahr der Katzenmusik.
Erstmals wird die Katzenmusikzeitung zur Jahreshauptversammlung der geneigten Leserschaft angeboten. In launigen Artikeln mit bunten Bildern wird Stadtbekannten und weniger Bekannten der Narrenspiegel vorgehalten. Natürlich bleibt dabei auch die Kommunalpolitik nicht verschont.
Zur Vorbereitung der beiden großen Umzüge am Fasnetmendig und -zieschtig treffen sich die Vorstände und die Umzugsteilnehmer zu Sitzungen. Hierbei werden alle Belange wie Zugfolge, Zugroute, Gruppenthemen und organisatorische Angelegenheiten besprochen.
Das Vorglühen
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Der Schmotzige Dunschtig gehört den Kindern. Die Zünfte und Fasnetvereine schicken ihren Nachwuchs ins Rennen.
Jung und Alt erstürmen die vier Hauptstraßen der Villinger Innenstadt. Die Einen toben sich zum ersten Mal so richtig aus, die Anderen genießen es, dem Nachwuchs beim närrischen Treiben zuzusehen. Immer wieder zeigt sich: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. So eifert auch der Katzensome seinen großen Vorbildern eifrig nach und zieht mit Musik, Getöse und lautstarken Miau-Rufen durch die Innenstadt.
Abends, wenn die Kleinen schlafen beginnt in den zahlreichen Lokalen und Fasnetstüble die Villinger Kneipenfasnet. Gruppen ziehen von Lokal zu Lokal, von Stüble zu Stüble und geben Ihre Moritaten zum Besten. Bei einer beeindruckenden Themenvielfalt, dargebracht in vielen künstlerischen Disziplinen bleibt dem närrischen Publikum kein Auge trocken. Am Ende sind alle vom Fasnetgoascht beseelt und haben sich gründlich auf die unmittelbar bevorstehende Fasnet eingestimmt.
Fasnetsamschtig: Ein letztes Mal haben die Villinger Gelegenheit, eine der begehrten Fasnetzeitungen zu erstehen. Nachdem die Vorstandschaft der Katzenmusik unter klingender Begleitung durch den Spielmannszug der Stadtharmonie über die Niedere Straße den Latschariplatz erobert hat, werden Vorbeieilende gnadenlos angesprochen und zum Erwerb einer (nicht mehr ganz) druckfrischen Katzenmusikzeitung animiert.
Wenn das letzte Druckwerk vergriffen ist haben die Wuescht ihren Auftritt und huldigen sich selbst. Dabei stellen sie ein Abbild ihrer beeindruckenden Figur auf dem dafür vorgesehenen Brunnen in der Rietstraße auf. Musikformationen verschiedenster Vereine und Zünfte ziehen durch die Straßen der Stadt. Auf diese Weise läuten die närrischen „Fasnetglocken“ den letzten Vortag der Villinger Fasnet ein.
Der Fasnetsunntig beginnt mit dem traditionellen Katerempfang am Romäusturm im Riet. Dort, wo der Kater unterjährig seine Heimstatt hat, gehegt und gepflegt von der Katzenmotter, regelt der Rietbürgermoaschter die Entlassung des Katers Miau in seine kurze aber heftige Freigangphase. Dabei darf das zahlreiche Publikum gespannt sein, ob der Kater den Turm konventionell durch die in luftiger Höhe gelegenen Tür verlässt, ob er sich von der obersten Plattform wie einst der Turmnamensgeber abseilt, ob er den Weg in die Freiheit in der Repräsentationskutsche des Rietbürgemoaschters nimmt oder ob er, wie schon geschehen, den Turm mittels eines Gasballons im Fluge verlässt.
Natürlich ist auch immer ein Vertreter der Stadt zugegen, meistens der amtierende Oberbürgermeister. Der hat da zwar nichts zu sagen, meldet sich aber dennoch jährlich zu Wort. So sind sie halt, die Oberen.
Kaum ist der Kater der liebevollen Pflege seiner Katzenmotter entflohen zieht er mit seinem ganzen Gefolge, bestehend aus den Protagonisten der Katerbefreiung und dem geneigten Publikum in die neue Tonhalle zum Generalapell. Dort werden die letzten offenen Fragen zum Umzug geklärt, die letzten Wagenbegleiter bestellt. Langjährige Ballaktive und mehrfach Umzugsaktive werden geehrt. Zwischendurch wird das Publikum musikalisch auf die Fasnettage eingestimmt, diverse Gruppen gestalten ein Begleitprogramm auf der Bühne.
Nachdem alle Regularien für die beiden Umzüge am Fasnetmentig und -zieschtig besprochen sind tun wir das was der Narro und der Wuescht schon zuvor erledigt haben. Wir huldigen uns selbst und besuchen den Katerbrunnen in der Niederen Straße. Hat der aus Eichenholz geschnitze Kater den Besuch der Katzenschar gut überstanden, rüsten sich die Katzenmusik und Stadtharmonie zum Sternmarsch welcher im Riet beim Rietbürgermoaschter mit einem musikalischen Ständchen endet.
Der Höhepunkt
Fasnetmentig, es ist soweit. Der höchste Tag der Villinger Fasnet ist angebrochen. Während die Einen noch in der warmen Stube in den Federn liegen und von ihrer brennten Mehlsupp träumen, die Anderen sich vom Nachteinsatz erschöpft und vom Schorlegeist beglückt in die Federn fallen lassen, machen sich die ersten Katzenmusiker auf um die Stadt zur Fasnet zu wecken. Die Frühesten beginnen ihr Werk bereits morgens um 5 Uhr. Zur Geräuschentwicklung ist alles zugelassen, was geeignet ist, dem Schläfer die Ruhe zu rauben, Katzenmusik eben. Natürlich sind auch die Jungaktiven der Katzenmusik-Musik dabei. Ihr Wecken ist melodischer als die Geräusche von Topf und Deckel, erfolgreich sind beide allemal.
Nachdem die Stadtschläfer von der Katzenmusik erfolgreich ins Leben gerufen wurden versammelt sich die Schar der närrischen Katzenmusiker um Kater, Geral und Fahne und zieht pünktlich um 8 Uhr am Amtsgericht vorbei, die Niedere Straße hoch und eröffnet das närrische Treiben mit Radau und klingendem Spiel.
Den ganzen Vormittag über zieht die Katzenmusik durch „älle Gässle und Stroße“, glossiert, trötet, lärmt und musiziert. Nur unterbrochen durch eine Pause welche Narrozunft und Südstadtclowns nutzen um sich dem am Straßenrand lauernden Publikum zu zeigen. Erst wenn alle Gassen durchlaufen sind, alle Aktiven gestärkt ihre Pause beendet und den Umzug am Riettor zur Mittagszeit zum krönenden Abschluss gebracht haben ist die Zeit für den feierlichen Schlussapell am Latschariplatz gekommen. Zum Schluss wird es noch einmal feierlich. Alle Teilnehmer mit mindestens 10 jähriger aktiver Umzugsteilnahme oder ein mehrfaches von 10 erhalten eine Ehrung. Jubilare mit 40 und mehr Jahren sind hier keine Seltenheit. Hier zeigt sich die Begeisterung der Katzenmusiker für ihre Villinger Fasnet.
Nach dem Schlussapell genießen die Katzenmusiker das weiterhin bunte Treiben der Narrenschar. Ein umfangreiches Programm, vom Maschgerelauf des Narro´s, dem Umzug der Glonkigilde bis zur inoffiziellen Olympiade der Wueschte der Narrozunft gegen die Blechtrommler der Glonki-Gilde erwartet den Zuschauer
Den Fasnetausklang leitet der Fasnetzieschtig mit dem großen Umzug der Zuggesellschaft Villingen ein. Mehrere Zehntausend Zuschauer säumen die Straßen und warten auf das große Defilee von Narren. Bis zu vier Stunden zieht ein bunter Lindwurm mit Narren aller Couleur durch die Stadt. Mehrere tausend Umzugsteilnehmer präsentieren ihr Häs, strählen oder stellen ihr Umzugsthema vor. Andere präsentieren ihr Brauchtum oder treiben allerlei Schabernack mit den am Rand staunenden Zuschauern.
Spät am Abend, bevor die Wueschte Ihr Stroh zum Strohverbrennen aufschütten, haben die Katzenmusiker noch einmal alle Hände voll zu tun. Gilt es doch, den vom Narrentreiben völlig aufgezogenen Kater wieder einzufangen und in den Romäusturm zurückzubringen, wo er sich wieder für ein ganzes Jahr zur Rekonvaleszenz zurückziehen darf.