Närrisches Schauspiel
Mit spitzer Feder
Die Zeitungskommission
“Was er in vielen Stunden, ins Buch geschrieben hat, das sind gar viele Sünden, die mancher auf sich hat”: Nicht umsonst hat es im Schunkellied der Katzenmusik diese Strophe. Und dieser “vielen Sünden” nimmt sich die Zeitungskommission an, die Jahr für Jahr pünktlich zur Fasnet die Katzenmusik-Zeitung herausbringt.
Die Katzenmusik-Zeitung, anlässlich des 40. Vereinsjubiläums 1912, war gefüllt mit dem bekannten sarkastischen Katzenhumor. Die frühe Geschichte der Zeitung reicht bis 1896 zurück, als Handzettel zur Verbreitung von Informationen dienten. Trotz finanzieller Herausforderungen und behördlicher Beschränkungen entwickelte sich die Zeitung kontinuierlich.
Die Katzenmusik-Zeitung markierte eine Pause während des Ersten Weltkriegs, aber ab 1920 wurde die Tradition fortgesetzt. Im Jahr 1928 erhielt die Zeitung ihr charakteristisches Aussehen durch den Villinger Kunstmaler Karl Friedrich Kaiser. Lokalpolitik wurde humorvoll unter der Rubrik “Aus der Magistrat-Sitzung” beleuchtet.
Ein Generationswechsel in der Zeitungskommission brachte neue Ideen und Köpfe, darunter Rolf Windmüller, der die Kommission leitete. Die technologischen Fortschritte ermöglichten auch humorvolle Zeichnungen in der Zeitung. Zum 100-jährigen Jubiläum 1972 erfolgte eine gestalterische Neuerung mit farbigen Elementen.
Mit dem digitalen Zeitalter kamen Veränderungen. Nach über 40 Jahren übergab Rolf Windmüller den Vorsitz. Frauen traten der Kommission bei, und die Digitalisierung erleichterte die Arbeit am PC. Die Tradition wurde weitergegeben, und die Katzenmusik-Zeitung feiert nun ihr 150-jähriges Bestehen.
Trotz Herausforderungen bleibt die Zeitungskommission aktiv. Neue Mitglieder haben sich der satirischen Redaktion angeschlossen, und die Arbeit geht unter erschwerten Bedingungen weiter. Das Engagement zeigt, dass die intensive Arbeit jedes Jahr aufs Neue lohnenswert ist.
Fasnet auf der Bühne
Kreative Laiendarsteller der Katzenmusik gestalten phänomenale Ballprogramme
In den Jahren bis 1924 gab es keine organisierten Unterhaltungsabende. Stattdessen trafen sich die Leute in kleinen Gruppen in verschiedenen Lokalitäten der Stadt zu “bunten Abenden”. Die damalige Vorstandschaft initiierte einen Unterhaltungsabend, um die Katzenschar in fröhlicher Runde zu vereinen. Ohne ein festes Konzept konnten Mitglieder humoristische Beiträge präsentieren, darunter berühmt-berüchtigte Moritaten. Die Anfänge fanden im Saal des Gasthauses “Löwen” statt, und der Stadtklatsch war ein beliebtes Element.
Die Veranstaltungen gewannen Jahr für Jahr an Beliebtheit, bis der Saal im “Löwen” zu klein wurde. 1932 feierte der Verein einen organisierten Ball zum 60-jährigen Jubiläum. Der Zweite Weltkrieg führte zu einer zehnjährigen Pause, aber 1949 fand die Katzenmusik im “Waldschlößle” wieder statt. In den folgenden Jahren wechselten die Aufführungsorte, und die Veranstaltungen wurden nach einem festen Konzept gestaltet.
Die Bälle entwickelten sich mit dem Wohlstand im Land weiter, mit modernem Bühnenbild, Beleuchtung und sogar Fernsehübertragungen. In den letzten Jahrzehnten wurden die Bälle stetig aufgewertet, wobei die Unterhaltungskommission die Hauptverantwortung trug. Heutige Aufführungen beinhalten professionelle Ballette, lokale Geschehnisse und humorvolle Einlagen.
Die Katzenmusik feierte 150 Jahre närrische Unterhaltung mit zahlreichen Persönlichkeiten, die ihre Spuren hinterließen. Die heutige Unterhaltungskommission setzt diese Tradition fort und dankt den vielen freiwilligen Helfern, die zum Erfolg der Veranstaltungen beitragen.
Schauspiel auf dem Wagen
Der Wagen- und Hallenbau im Wandel der Zeit
Die Anfänge der Katzenmusik waren geprägt von primitiven Umzügen, bei denen Wagenbauer humoristisch lokale Ereignisse darstellten. Heutzutage reflektiert die Katzenmusik weiterhin Zeitgeschehen und Menschliches auf satirische Weise, während sich der Wagenbau im Laufe von 150 Jahren professionalisierte. Früher unter freiem Himmel bei widrigen Bedingungen ausgeführt, ist er heute technisch fortgeschritten und findet in einer eigenen Halle statt.
Die Qualität des Umzugs verbesserte sich durch Fachkräfte wie Karl Fleig und Heinrich Stern, während der Ideenreichtum der Wagenbauer stets gefragt war. Der Umzug ist interaktiv und lebendig, wobei die Zuschauer aktiv eingebunden werden. Die Vereinsmitglieder setzen sich für die stetige Verbesserung ihrer Ideen und den Fortschritt im Wagenbau ein.
Die Technisierung brachte neue Möglichkeiten, aber der handwerkliche Einsatz blieb entscheidend. Der Bau einer eigenen Halle am Unteren Dammweg ermöglichte geordnetes Arbeiten und regelmäßige Vorbereitungssitzungen. Die Ansprüche an die Wagenbauer steigen stetig, sowohl beim Umzug als auch bei Unterhaltungsveranstaltungen. Trotz moderner Technik bleibt der Blick nach vorne und der Einsatz für die Tradition der Villinger Katzenmusik zentral.
Die Wagenbauer, angeführt von Klaus Neininger, meistern handwerklich anspruchsvolle Kulissenbauten in der Neuen Tonhalle. Die Anerkennung und Wertschätzung für ihren Fleiß und ihre Arbeit bei den Katzenmusikbällen sind nach wie vor groß.
Des Katers neue und alte Kleider
Ein Blick in die Kleiderkammer
Die Kleiderkammer des Katzenmusikvereins ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Fasnetstradition. Bereits seit den 1950er-Jahren beherbergt sie einen beeindruckenden Fundus an Kostümen. Ursprünglich im Dachgeschoss der Karl-Brachat-Realschule eingerichtet, wuchs die Sammlung im Laufe der Jahre dank großzügiger Übernahmen und günstiger Erwerbungen.
Als die Schule Umbaupläne hatte, verlegte der Verein die Kleiderkammer in die Wagenbauhalle am Unteren Dammweg. Dort entstand ein eigener Anbau mit drei Stockwerken, der 1979 fertiggestellt wurde. Die Kleiderkammer beherbergt nicht nur Kostüme für Standardumzüge, sondern auch die der Kinder- und Jugendgruppen sowie der Erwachsenen, darunter der Kater, der Prinz und vieles mehr.
Nicht nur die Umzugsteilnehmer, sondern auch Ballteilnehmer, Schulen, Theatergruppen und Stadtführer finden in der Kleiderkammer passende Kostüme. Das Erdgeschoss wurde 2010 umgestaltet und präsentiert seither aktuelle Häser der Katzenmusik sowie historische Chaisenwagen.
Die Verwaltung der Kostüme liegt traditionell in den Händen der “Kammerbullen”, darunter Persönlichkeiten wie Josef Staiger, Karl Blässing und Wilfried Haage. In den letzten Jahren hat Ruth Müller diese Rolle übernommen und sorgt mit Hingabe dafür, dass die Kostüme stets in bestem Zustand sind. Die Verwaltung der Kleiderkammer ist eine Ganzjahresaufgabe, die durch viele ehrenamtliche Stunden gewährleistet wird. Ruth Müller trägt dazu bei, dass die Fasnetstradition lebendig bleibt und die Kostüme ihre historische Bedeutung behalten.